Die protestantische Kirche in Obersülzen wurde im Jahr 1766 als dreiseitiger Saalbau errichtet.
Schon im Jahr 1141 soll in Obersülzen eine Kirche bestanden haben. Sie war dem heiligen Mauritius geweiht. Nach der Erzählung in der Legenda aurea wurde Mauritius um das Jahr 277 Anführer einer römischen Legion. Er wurde berühmt für seine unerschütterliche Treue zu Jesus Christus und starb als Märtyrer im Jahr 280.
Der 18 m hohe Kirchturm wurde im 13. Jahrhundert in der Übergangszeit vom romanischen zum gotischen Stil mit drei Geschossen erbaut. Er ist aus Bruchsteinen gemauert und blieb unverputzt
1496 wurde die Kirche Johannes dem Täufer geweiht. Dieses Patrozinium könnte eine Erinnerung daran beinhalten, dass das Haupt von Johannes Jahre nach seiner Hinrichtung aufgefunden und mit Hacken aus dem Boden gegraben wurde. Erinnert das nicht an die fruchtbare Ackererde in Obersülzen, die viele Jahrhunderte bearbeitet wurde und wachsen ließ, was die Menschen brauchten, um Hunger und Durst zu stillen?
Unter Kurfürst Ottheinrich (1556-1559) fasste die Reformation in der Pfalz endgültig Fuß, auch Obersülzen wurde protestantisch.
Das Kirchenschiff wurde 1766 vom Stift St. Cyriakus in Worms-Neuhausen neu erbaut. Es erhielt den Zehnten und musste die Baulast tragen.
Eine Abendmahlskanne und ein Abendmahlsteller aus Zinn tragen die Aufschrift: „DISSE KANDE…“ bzw. „DIESE PLATTE LIEFFERTE DAS ST NEUHAUSSEN ZUR KIRCH OBERSÜLZEN 1685“.
Im Inneren der Kirche ist an der Westwand der Grabstein von Johann Georg Schiffer zu sehen. Daneben ist ein runder, rosettengezierter Gewölbeschlussstein. Die Kopfkonsole diente wohl als Tragstein für einen Bogen.
Ein Giebelfeld mit Maßwerk und Sonne und Mond kann dort auch betrachtet werden. Sonne und Mond geben dem Obersülzer Landwirt den Hinweis auf die rechte Zeit für Aussäen und Pflanzen. Sonne und Mond könnte auch als Hinweis auf Maria gedeutet werden, von der es heißt: electa ut sol (auserlesen wie die Sonne) und pulchra ut luna (schön wie der Mond).
Die Spolien in der Obersülzer Kirche datieren aus der Zeit um 1500.
Wer die Kirche besucht, kann die Mechanik der Kirchturmuhr mit ihrem Räderwerk von 1807 betrachten. Sie wurde in liebevoller Kleinarbeit von Manfred Stauffer restauriert.
Der Unterhalt des Kirchturms liegt bei der politischen Gemeinde Obersülzen. 1952 sammelte die Gemeinde Spenden und beschaffte drei Bronzeglocken. Sie sind auf die Töne fis‘-a‘-h' gestimmt. Der Dreiklang der Glocken unserer Kirche lässt das Gotteslob „Te deum laudamus“ – „Großer Gott, wir loben dich“ – hören.
Die Orgel der Kirche wurde mit 10 Registern im Jahr 1896 bei der Orgelbauanstalt Wilhelm Sauer in Frankfurt an der Oder bestellt. Kosten: 3300 Mark. Die Orgel ist in ihrem Klang vom Stil der Zeit geprägt. Das macht ihre historische Bedeutung aus.
Im Kriegsjahr 1917 mussten die ursprünglichen Zinnpfeifen des Instruments abgeliefert werden, 1927 wurden sie durch Zinkpfeifen ersetzt. Im Gottesdienst und bei Konzerten entfaltet die kleine Orchesterorgel ihren besonderen Klang.